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Inspirierende Kollegen sind die Ideenquelle Nummer 1

Video New York 2015

IQudo Ideenfindungsstudie II

NEW YORK, SAN FRANCISCO (April/Mai 2015).

Robert_Gerlach

 

Von Robert Gerlach, IQudo sport of ideas.

Zusammenfassung

Laut IQudo Ideenfindungsstudie 2015 (San Francisco 05/2015) finden 83,3 Prozent der Befragten ihre besten Ideen außerhalb des Büros. Drei der vier erstgenannten Gründe für die Ideenflaute am Schreibtisch haben mit Zeitknappheit zu tun. Jedoch einer von sechs der 502 Befragten hatte die besten Ideen am Arbeitsplatz. Die 84 Job-Inspirierten führen das Ideenhoch hauptsächlich auf die Kollegen, auf die Atmosphäre, auf geforderte Kreativität und erst an vierter Stelle auf Zeit zum Nachdenken zurück. Die Ergebnisse der Job-Inspirierten zeigen, dass Kreativität am Arbeitsplatz ein sozio-kulturelles Phänomen ist. Des weiteren, dass der Zeitfaktor überbewertet wird. Dies kann zu einem Paradigmenwechsel führen. Es verlagert die Verantwortung für die Kreativität der Mitarbeiter zunehmend auf das Management. Es liegt an der Führung, eine kreative Atmosphäre zu schaffen, die Inspiration ermöglicht. Auch sollte Kreativität eingefordert und limitierte Zeit zum Ideenausbrüten gegeben werden.

Aktuelle Annahmen über Kreativität im Job

  1. Forschungen der Harvard University (Amabile et al., 2002)1 und eine Studie von Adobe2 (Adobe, 2012) belegen, dass Zeitdruck der größte Feind der Kreativität ist. Aber wieso finden Kreative unter extremem Zeitdruck, wie z.B. in Werbeagenturen oft ihre besten Ideen?! Was, wenn mangelnde Zeit eine fade Entschuldigung wäre?
  2. Inneneinrichtungen à la Google sollen Kreativität fördern. Tina Seelig von der Universität Stanford schreibt: “Kreative Räume führen zu kreativer Arbeit.” (Seelig, 2012, Seite 101). Jedoch, viele IT-Giganten haben in Garagen angefangen. Was, wenn der „Raum“ für Job-Kreativität gar nicht so wichtig wäre?
  3. Manager und Personaler innovativer Unternehmen fragen sich oft: “Wie finden wir kreative Mitarbeiter?” Was aber, wenn schon die Frage nicht richtig formuliert wäre?

Ergebnisse der IQudo Ideenfindungsstudie II 

Um festzustellen, wo, wann und wie Kreativität Früchte tragen kann, hat IQudo in New York und in San Francisco jeweils über 500 Teilnehmer aus unterschiedlichsten Branchen interviewt (SF: 502; NY: 508)*. * New York ist die Vorstudie. Ergebnisse werden in blau dargestellt.

Die Ergebnisse der IQudo Ideenfindungsstudie 2015 sind wie folgt: 418 Teilnehmer (83,7 Prozent; NY: 86%) hatten ihre besten Ideen nicht am Arbeitsplatz. Die häufigsten Antworten für die Ideenflaute im Büro, waren wie folgt (mehrere Antworten möglich):

  1. Zu viel Ablenkung 47,1 (37,8)
  2. Zeitmangel 28,2 (21,4)
  3. Zu konzentriert 26,9 (28,4)
  4. Stress 24,3 (26)
  5. Unkreative Atmosphäre 18,6 (18,2)
  6.  Andere Gründe* 11,7 (9,4)
  7. Zu wenig Spaß 7,0 (5,5)
  8. Nicht gefordert 5,1 (6,8)

* „Andere“ Gründe waren u.a. fehlende Anreize / Leidenschaft / Freiheit / Zusammenarbeit / Spaß .

Drei der vier am häufigsten genannten Antworten haben mit Zeitverfügbarkeit zu tun. Die Ergebnisse bekräftigen die o. g. Studien von Harvard und Adobe.

Kollegen sind die Inspirationsquelle # 1

Überraschenderweise finden 16,3 Prozent der Befragten (NY: 14%) ihre besten Ideen bei der Arbeit. Fast die Hälfte der 84 Befragten nannte „inspirierende Kollegen“ als Grund für ihre eigene Kreativität im Job. Als zweithäufigster Grund wurde eine „kreative Atmosphäre“ genannt, gefolgt von „geforderter Kreativität“. „Zeit zum Nachdenken“ wurde erst an vierter Stelle erwähnt (mehrere Antworten möglich):

  1. Inspirierende Kollegen 47,7 ( k.A.)
  2. Kreative Atmosphäre 29,1 (37,6)
  3. Kreativität ist gefordert 27,9 (38,5)
  4. Zeit zum Nachdenken 20,9 (27,5)
  5. Andere Gründe 18,6 (33,0)*
  6. Kein Büroangestellter 1,2 (7,3)

* 33 Prozent der New Yorker gaben Gründe an, die wir im Multiple Choice Fragebogen nicht erfasst hatten. Am häufigsten wurden die Mitarbeiter als Inspirationsquelle genannt, weshalb wir den Fragebogen in der San Francisco-Studie um die Option „Inspirierende Kollegen“ erweiterten. Und siehe da, in San Francisco sind die Kollegen der Hauptgrund für Job-Kreativität. Weitere Gründe waren u.a.: die Leidenschaft für den Job und die Fähigkeit sich im Büro konzentrieren zu können.

Kreativität im Städtevergleich

In 2010 ergab die IQudo Ideenfindungsstudie in Stuttgart, dass nur 6,4 Prozent der Befragten ihre besten Ideen am Arbeitsplatz hatten.* In der New Yorker Vorstudie 2015 fanden immerhin 14 Prozent der Befragten ihre besten Einfälle im Job, eine Steigerung um 218,75 Prozent. In der San Francisco Befragung konnten wir eine weitere Zunahme der Jobeinfallsreichen auf 16,7 Prozent feststellen. Dies entspricht einer Steigerung zu New York um weitere 19,3 Prozent.
* Siehe WirtschaftsWoche, Alles außer gewöhnlich: Wie sich Kreativität fördern lässt“, 23. Juli 2010.

Zeit wird überbewertet

Wie die IQudo Umfrageergebnisse zeigen, ist es durchaus möglich die besten Ideen während der Arbeit zu finden. Experten aus der Werbe- und Designbranche unterstützen diese These. Dörte Spengler-Ahrens, leitende Kreativdirektorin bei Jung/von Matt, Hamburg (Platz 1 im W&V Kreativranking 2014) meint, dass Ideen durchaus bei der Arbeit entstehen: “Schlicht weil es ein Ort ist, wo man sich konzentrieren kann und nicht so leicht abgelenkt ist.” Alexander Schill, Chief Creative Officer bei Deutschlands Top-3-Werbeagentur Serviceplan (Platz 2 im W&V Kreativranking 2014) glaubt, dass Zeitdruck hilfreich für Kreativität ist: “Zeitdruck hilft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.” Oliver Voss von der gleichnamigen Werbeagentur, geht noch einen Schritt weiter: Man schafft Ideen nicht trotz des Zeitdrucks, sondern wegen des Zeitdrucks. Voss meint zudem, dass Zeitdruck hilft sich zu konzentrieren und fokussiert zu arbeiten.

Chemie wird unterbewertet

Die Ergebnisse der IQudo Studie sind ein Indiz dafür, dass Führungskräfte sich weniger auf den Raum als vielmehr auf die Chemie zwischen den Menschen fokussieren sollten. Viele große Unternehmen sind nicht in einer stylischen Kuschelatmosphäre entstanden, sondern in Garagen, in denen zwei bis vier begabte Menschen auf der gleichen Wellenlänge gesurft sind, sich wertgeschätzt und leidenschaftlich das gleiche Ziel verfolgt haben. Auch haben sie sich vertraut, inspiriert, angespornt und ehrlich kritisiert. Wenn Menschen auf der gleichen Wellenlänge surfen, sind sie eher geneigt sich miteinander auszutauschen. Durch rege Kommunikation entsteht Vertrauen. Vertrauen ist wichtig, damit Kollegen gewagte Ideen äußern und ehrliches Feedback geben. Stefan Kolle, Geschäftsführer Kreation bei Kolle Rebbe, Hamburg, sagt, dass in seiner Agentur vor allen Dingen ein angstfreies, auf Zusammenarbeit basierendes Klima herrscht. Kolle bezieht sich dabei auf einen Satz, der seiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf trifft: ‘Wir helfen einander großartig zu sein.’ “Genau darum geht es!”, betont Kolle. Oliver Voss wählt Bewerber nach folgenden Kriterien aus: “menschlich, freundlich, positiv, mit großem Spaß an dem, was wir tun.”

Kreativität liegt in der Verantwortung des Managements

Bisher glaubte man, dass Kreativität am Arbeitsplatz vor allem eine Eigenschaft einzelner Personen ist. HR-Manager suchten nach kreativen Mitarbeitern, die das Rennen um frische Ideen für das Unternehmen gewinnen sollten.
Allerdings zeigt die IQudo Ideenfindungsstudie, dass gerade einmal 7 Prozent aller Befragten San Franciscos sich als unkreativ einstufen (NY: 7,9). Die Mehrheit aller Befragten (65,5; 68,9) schätzen sich selbst sehr wohl als kreativ ein. 27,3 Prozent (23,2) sind hin und wieder einfallsreich. Und trotzdem: die meisten Befragten sind ideenlos im Büro.

Auf der anderen Seite führen die Job-Inspirierten ihre besten Ideen hauptsächlich auf die Kollegen, auf die Atmosphäre, auf die vom Management geforderte Kreativität sowie auf Zeit zum Nachdenken zurück. Ein individueller Faktor ist Leidenschaft für den Job. Die Ergebnisse zeigen, dass Job-Kreativität ein sozio-kulturelles Phänomen ist. Sie können zu einem Paradigmenwechsel führen, denn sie gewichtet die Verantwortung für die Kreativität der Mitarbeiter verstärkt auf das Management. Es liegt am Management, eine kreative Atmosphäre zu schaffen, die Inspiration ermöglicht. Auch sollte das Management Kreativität einfordern und limitierte Zeit zum Ideen ausbrüten geben.

Hier klicken zum Video der Befragung in New York: Video New York 2015

Fußnoten

1 Time Pressure and Creativity in Organizations: A Longitudinal Field Study, Amabile, et al., 2002: “Although time pressure likely has negative effects on creative processing even at moderate levels, this study suggests that its effects may be disproportionately worse at extreme levels. Quite simply, extremely high time pressure may engender cognitive strategies that allow no time to think creatively. Rather than jolting people into producing a creative insight, it may instead make that insight all the more elusive.”

2 Study Reveals Global Creativity Gap. Adobe®, April 23, 2012: The study reveals a workplace creativity gap, where 75% of respondents said they are under growing pressure to be productive rather than creative, despite the fact that they are increasingly expected to think creatively on the job. Across all of the countries surveyed, people said they spend only 25% of their time at work creating. Lack of time is seen as the biggest barrier to creativity (47% globally: the United Kingdom, Germany, France, and Japan, 52% in the United States).

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