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Verwelkt dein kreativer Kopf im Job?

11 Tipps für mehr Kreativität im Job

Manager und Personalentwickler fragen sich oft: „Wie finden wir kreative Mitarbeiter?“ Was aber, wenn schon die Frage nicht richtig formuliert wäre?

Robert_Gerlach

 

Von Robert Gerlach, IQudo sport of ideas.

Führen kreative Räume wirklich zu kreativer Arbeit?

Bisher glaubte man, dass Kreativität vor allem eine Eigenschaft einzelner Personen ist. HR-Manager suchten nach kreativen Mitarbeitern, die das Rennen um frische Ideen für das Unternehmen gewinnen sollten. Allerdings zeigt die IQudo Ideenfindungsstudie 2015, dass gerade einmal 7 Prozent der 502 Befragten San Franciscos sich als unkreativ einstufen (Vorstudie New York: 7,9). Die Mehrheit aller Berufstätigen schätzen sich selbst sehr wohl als kreativ ein. Und trotzdem: für die meisten Befragten herrscht Ideenflaute im Büro. Um der Ideenarmut entgegen zu wirken versucht man heutzutage durch innovative Arbeitsplatzgestaltung à la Google kreatives Denken zu fördern. Tina Seelig von der Universität Stanford schreibt: „Kreative Räume führen zu kreativer Arbeit.“ (Seelig, 2012, Seite 101). Jedoch, viele der heutigen IT-Giganten haben in einfachen Garagen angefangen. Wohlfühlatmosphäre ist anders. Was, wenn der Raum für Job-Kreativität gar nicht so wichtig wäre?

Kollegen – Inspirationsquelle #1

Die IQudo Ideenfindungsstudie 2015 liefert überraschende Ergebnisse. Demnach finden 16,3 Prozent der Befragten San Franciscos (New York: 14%) ihre besten Ideen bei der Arbeit. Fast die Hälfte der 84 “Job-Inspirierten” nannte „inspirierende Kollegen“ als Grund für das Ideenhoch im Job. Als zweithäufigster Grund wurde eine „kreative Atmosphäre“ genannt, gefolgt von „geforderter Kreativität“. Die ganz dicke Überraschung kommt jedoch erst: die 408 Befragten, die am Arbeitsplatz keine Ideen hatten, nannten als Hauptgründe für mangelnden Einfallsreichtum: zu viele Ablenkungen, keine Zeit, zu starker Fokus und zu viel Stress.  Drei der genannten Hemmnisse: “Ablenkungen”, “keine Zeit” und “Stress” haben mit Zeitverfügbarkeit zu tun. Sprich, die Jobeinfallslosen glauben, dass ihr “Kreatief” am Arbeitsplatz auf mangelnde Zeit zurückzuführen ist. Ganz anders jedoch die Jobinspirierten. Diese nennen den Zeitfaktor erst an vierter Stelle. Da tut sich ein Widerspruch auf.

Gute Ideen gedeihen im richtigen Klima

Könnte es sein, dass Job-Kreativität viel weniger ein individuelles als vielmehr ein sozio-kulturelles Phänomen ist? Wenn ja, dann läge die Verantworung für den Einfallsreichtum der Mitarbeiter beim Management, in der Unternehmenskultur und am Arbeitsklima. Schon im Kulturbuch der legendären Werbeagentur der 90er: Springer & Jacoby ist zu lesen: „8 von 10 Kreativen, die bei Springer & Jacoby anfangen, haben vorher noch nie für ihre Arbeiten eine Medaille oder Auszeichnung bekommen. Aber schon nach einem Jahr kassieren rund 2/3 der Kreativen einen Preis und finden ihren Namen im ADC-Jahrbuch. … Woran liegt es also, dass bei Springer & Jacoby aus ganz gewöhnlichen Werbern schon nach sehr kurzer Zeit ganz außergewöhnliche Werber werden? Wahrscheinlich am Klima. Eine gute Werbeagentur ist nämlich wie ein gutes Gewächshaus.“ (Springer & Jacoby, 1994) Das Management ist also gefordert, wenn es um Ideenvielfalt am Arbeitsplatz geht. Führungskräfte können sich fragen: “Wie können wir die vorhandene Kreativität unserer Mitarbeiter am besten fördern?”

11 Tipps für ein inspirierendes Klima

1. Achte auf die Chemie. Wenn sich Menschen gut verstehen, tauschen sie sich öfters aus. Häufige Kommunikation resultiert in Vertrauen. Beim Einstellungsgespräch kann sich ein Manager z.B. fragen: „Möchte ich mit diesem Bewerber zwei Wochen auf eine Berghütte gehen?“ So werden Bewerber eingestellt, die „chemisch“ ins Team passen.

2. Setze auf eine Koryphäe. Koryphäen besitzen ein tiefes Wissen in ihrer Domäne und können Ideen fundiert beurteilen. Sie erkennen gute Ideen, verbessern mittelmäßige und sortieren unbrauchbare aus. Koryphäen stellen hohe Ansprüche an sich und an andere. Sie spornen zu kreativen Höchstleistungen an und fungieren als Vorbild.

3. Öffne den Tunnelblick. Unter Zeitdruck neigt man dazu schnelle Entscheidungen zu treffen und bewährte Lösungen zu favorisieren. Kollegen hingegen sehen das Problem aus der Vogelperspektive und öffnen den Horizont für ungewöhnliche Lösungen. Räume daher Zeit für informelle Gespräche ein.

4. Biete Perspektivenvielfalt. Kollegen aus anderen Branchen erleichtern durch ihr heterogenes Wissen „out-of-the-box“ zu denken. Steve Jobs sagte einmal: “Part of what made the Macintosh great was that the people working on it were musicians, and poets, and artists, and zoologists, and historians who also happened to be the best computer scientists in the world.” Ungewöhnliche Perspektiven können auch von internationalen Mitarbeitern kommen. Denke an die Arche Noah. Die Beladung eines Schiffes beginnt mit dem Interview. Bewerber mit schwarzen Löchern im Lebenslauf, sollten nicht als schwarze Schaafe aussortiert werden.

5. Biete sichere Brutplätze. Fühlt man sich im Unternehmen sicher, ist man geneigter auch ver-rückte Ideen zu äußern. Herrscht hingeben Jobverlustangst hält man gewagte Gedanken zurück. Vertrauen entsteht auch durch eine positive Fehlerkultur. Wenn es erlaubt ist Fehler zu machen, ist man geneigter diese zuzugeben. Alexander Schill, Kreativchef der Serviceplan Gruppe glaubt, dass die Freiheit, Fehler machen zu dürfen, die Basis für jede Innovation ist. “Große Dinge entstehen nicht auf Anhieb. Sondern erst, nachdem viele Menschen Fehler gemacht haben. Und falsche Wege gedacht haben.” Schills Lieblingszitat ist: „Die alten Perser pflegten in betrunkenem Zustand zu beraten und in nüchternen Zustand zu beschließen.“

6. Gebe Verhaltensfreiheit. Freiheit im Denken setzt Freiheit im Verhalten voraus. Die Freiheit locker am Arbeitsplatz auftreten. Füße auf dem Tisch? Warum nicht?! Die Freiheit eigene Projekte anzustoßen und den Arbeitsmodus selbst zu wählen, zum Beispiel joggend im Grünen. Laut IQudo Studie hatten 30.7 Prozent der Befragten ihre besten Ideen beim Laufen, Fahrradfahren oder Walken. Mehrere Studien haben bewiesen, dass Bewegung divergentes Denken stimuliert.

7. Führe Krealoge. Wie beim Tischtennis werden in einem Krealog [Wortschöpfung aus: „kreativ“ und „Dialog“] Assoziationen und Gedanken ausgetauscht. Idealerweise führt man einen Krealog zu zweit. Unter vier Augen tauscht man lieber gewagte Gedanken aus, als wenn mehrere Personen am Tisch sitzen. Da Gedankenimpulse flüchtig sind, ist es erlaubt sich zu unterbrechen.

8. Lasse um die besten Ideen pitchen. Mehrere kleine Teams sind effizienter in der Ideenfindung, als eine große Brainstorming-Gruppe. Nach dem Prinzip der „Coopetition“ [Wortschöpfung aus: engl. „Cooperation“ and „Competition“] wetteifern mehrere Teams aus zwei bis vier Personen um die beste Lösung. Der sportliche Wettbewerb spornt zur kreativen Höchstleistung an. Man will gerne gewinnen und ungern sich blamieren. In großer Runde werden die Ideen dann besprochen, bewertet, ergänzt und verbessert.

9. Wertschätze Ideen. Ideen sind immateriell und stellen keinen sichtbaren Wert da. Es ist daher leicht sie zu ignorieren, zu ruinieren oder zu stehlen. Dies ist jedoch fatal, da der Ideengeber dann verstummt. Ideen sind ein kostbares Gut. Schon eine Idee kann den Gewinn eines Unternehmens auf Jahre hinaus sichern, bzw. Kosten reduzieren. Ideen sollten daher wertgeschätzt und der Ideengeber anerkannt werden, bzw. die Kontrolle über die Idee behalten.

 10. Ermögliche kreative Kollisionen. Auch der Raum kann Kommunikation verhindern oder ermöglichen. 2015 hat Adidas ein neues Gebäude „Pitch“ (Deutsch: Spielfeld, Rasen, Feld) im Headquarter in Herzogenaurach eingeweiht. Die neue Arbeitsumgebung stellt, laut Simone Lendzian, Corporate Communication Manager, den Menschen in den Mittelpunkt und soll kreative Kollisionen ermöglichen.

11. Lasse Lächeln. Wenn Menschen lachen, fühlen sie sich wohl und sind weniger ängstlich. In einer ernsten Atmosphäre verkrampft man. Das merkt man Ideen an. Freude kann man nicht verordnen, man kann sie nur verhindern. Humor sollte stets willkommen sein.

Eine innovative Organisation ist wie ein gutes Gewächshaus. Das richtige Klima muss herrschen, damit exotische Pflanzen gedeihen können. 

 

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2 thoughts on “Verwelkt dein kreativer Kopf im Job?”

  1. Lieber Herr Gerlach,
    das ist flott und interessant geschrieben. Klasse. Im Foto von Ihnen sehe ich noch Verbesserungspotential. Ihre menschliche Dynamik kommt mir etwas zu kurz in Ihrem Gesichtsausdruck. 😉

  2. Danke. Ob sich meine Energie in ein Photo packen lässt? 😉 Naja, hab’s mal versucht. 🙂